
Bernd ist unser externer Turnierleiter, verantwortlich für alle Mannschaften und Mannschaftsführer unserer zweiten Mannschaft. Weiterhin gilt er in unserem Verein als Fachmann für Eröffnungen.
Hey Bernd, danke das Du dir die Zeit genommen hast für unser Interview. Wenn Du nur zwischen den folgenden zwei Eröffnungen wählen könntest, welche und warum? Amar oder Durkin?
Wat für Dinger? Willst Du mich vergackeiern, oder ist das eine Fangfrage?
Das sollen Eröffnungen sein?
[nachdem ich googeln durfte...]
Ich habe da eine Idee... ich ziehe einfach den Springer im nächsten Zug wieder dahin zurück, wo er herkam. Das ergibt dann die gleiche Stellung, und ich habe sozusagen beide dieser Eröffnungen gleichzeitig gespielt. Das ist dann ein bisschen wie Schrödingers Springer. Kann man nicht mehr unterscheiden, welcher Springer es war. Und das Beste ist: Schwarz kann gar nichts dagegen machen.
Wieso haust Du dir freie Abende und Wochenenden um die Ohren, nur um anderen stillen Menschen an einem Brett mit 64 Feldern und 32 Figuren gegenüberzusitzen?
Aber wir kommunizieren doch miteinander. Mit Figuren. mit Varianten, Stellungsbewertungen und Plänen und nachher können wir die Partie analysieren. Dabei dann schauen, ob wir dasselbe verstanden oder vollkommen aneinander vorbeigeredet haben.
Wie zufrieden bist Du mit dem diesjährigen Bensheimer Active Chess Open unseres Vereins?
Es war in Ordnung. Etwas weniger Teilnehmer als im Vorjahr aber noch ganz gut dafür, dass es nicht gleichzeitig Hessenmeisterschaft war. Mit meiner persönlichen Leistung war ich auch zufrieden, da meine Hauptaufgabe war, die Zeitgutschriften für unmögliche Züge auf der Uhr einzustellen, und das ist mir ohne Patzer gelungen. Zum Glück habe ich nicht mitgespielt, dann wäre ich wahrscheinlich unzufrieden gewesen :-)
Was traust Du unseren Mannschaften in der neuen Saison zu und wie ist die Kommunikation mit den anderen Mannschafsführern?
Die erste Mannschaft redet zwar schon seit Jahren vom (Wieder)aufstieg, war aber selten wirklich in Gefahr, dass auch zu tun. Das wird wohl auch diese Saison so bleiben, ich sehe da keine Gefahr dass noch oben oder unten etwas passiert.
Die zweite muss schon den Aufstieg als Ziel haben. Das kann auch klappen, aber nur wenn die Konstanz stimmt und nicht zu viele Ausfälle auftreten.
Die dritte Mannschaft sollte wie letztes Jahr schon in Vorderfeld mitspielen, für die vierte geht es hauptsächlich um Spielerfahrung. Natürlich sollte auch der eine oder andere Punkt erzielt werden, als Erfolgserlebnis.
Was ist aus Deiner Sicht ein Thema/Projekt, dem sich die Schachgesellschaft widmen muss?
Die Spielabende sind in letzter Zeit oft nicht mehr so gut besucht. Das mag am etwas abgelegenen Spiellokal liegen oder nicht, ein anderes ist aber wohl nicht in Aussicht. Vielleicht sollten wir mehr anderweitige Veranstaltungen geselliger Art etwa planen.
Zum Schluss eine andere Frage: Gab es ein Schach-Missgeschick oder einen unerwarteten Moment am Brett, über den Du noch heute schmunzeln musst?“
Vielleicht 2006 beim Ordix-Open?
Also, das war dieses Mega-Schnellturnier in Mainz, mit hunderten von Titelträgern.
Ich komme also dazu ersten Runde, suche meine Paarung und finde sie ganz oben. Gegen Alexander Grischuk. Der war damals in den Top 20. Ich denke erst mal nur „oh, gut dass ich ein frisches Hemd angezogen habe“ ;-). Das war oben auf der Bühne, mit Liveübertragung und Kameras.
Ich setz mich also an mein Brett, einen Tisch weiter links sitzt Nakamura und schaut grimmig, mir gegenübersitzt – kein Grischuk. Die Runde beginnt, der Schiedsrichter drückt die Uhr an. Ich warte auf Grischuk. Und warte. Und grade, als ich denke na prima, ich gewinne kampflos, kommt er angerannt und wirft schnell einen Zug aufs Brett.
Da hatte er noch eine Minute auf der Uhr.
Es war aber mit Inkrement, also 15+3 gegen 1+3. Das erwies sich als passendes Handicap, ich konnte die Stellung ziemlich lange halten, bis mein Bedenkzeitvorsprung aufgebraucht war. Dann gings schnell bergab.
Und das war dann eine der letzten Partien, die noch liefen, und halt live übertragen, und hunderte von Leuten schauen zu wie Grischuk mich mattsetzt.
Also, das war die Geschichte wie ich einmal beinahe kampflos gegen Alexander Grischuk gewonnen hätte.
Vielen Dank Bernd und viel Kraft für die Arbeit im Vereinsvorstand, aber auch immer genug Zeit um spannende Turniere zu spielen und neue Eröffnungen zu entdecken..